Montag, 3. März 2014

Wohin die Verzweiflung Autor_innen treiben kann

Leider gibt es neben professionellen Literaturagenturen und -verlagen auch ziemlich viele miese Versuche, hoffnungsvollen angehenden Autor_innen Geld aus der Tasche zu ziehen. Dazu gehören zum einen Verlage, die sich für die Veröffentlichung eines Buches bezahlen lassen, das dann nie in den Läden erscheint und manchmal nicht einmal eine ISBN erhält, zum anderen auch angebliche Literaturagenten, die auf absurde Weise Hoffnung auf eine Veröffentlichung machen. 

Eine Bekannte von mir hat ein Buch geschrieben und schreibt einen selbsternannten Agenten an, den sie im Internet gefunden hat. Der fordert 600 Euro im Voraus, bevor er irgendwas liest. Sie lehnt ab und bekommt ein Jahr später diesen grandiosen Brief (Rechtschreibung unverändert), und fragt mich, ob das wohl was Seriöses sei.

Einmal googeln zeigt, dass der Typ schon mehrfach verklagt und auch verurteilt wurde. 


Mir gefällt der Brief sehr gut - wer weiß, wo er kreatives Schreiben gelernt hat. Und seine Webseite ist genauso hübsch. Nur doof, dass manche Menschen trotzdem drauf reinfallen.




"Liebe Frau XY,
also ich weiß ja, das Sie etwas hartleibig sind, die Honorierung einer Arbeitsleistung betreffend. Und deshalb bleiben Sie wohl auch einer einmaligen Beteiligung an unseren Kosten in kaum zu diskutierenden Rahmen abhold.
Nach unserem umfangreichen und durchaus von Liebenswürdigkeitgeprägten lebhaften Gedankenaustausch vor einem eleganten Jahr habe ich Ihr Projekt nicht vergessen, sondern Ebselbiges spukt in vertretbaren Zeitabständen in meinem Kopf herum.
Nun trug es sich zu, das ich vor einigen Tagen bei einem Gespräch mit einem der führenden Verleger auf Ihr Buchprojekt zu sprechen kam und – kein Wunder – Interesse fand.
Jetzt haben wir ja außer charmanter Plauderei immer noch keinen Vertrag miteinander, der uns die die Lage hievt Ihr Buchprojekt zu realisieren.
Und bevor ich jetzt weiter fistele frage ich an, ob Sie – gegenseitig schlank verzichtend auf die einmalige Beteiligung – mit unserer Beteiligung von 10 % bei einer Publizierung still jubelnd einverstanden sein würden.
Die Sache selbst köchelt jetzt in einem großen Verlag und bevor ich nun nachheize erbitte ich jetzt Ihre Entscheidung.
Geht das oder soll ich alles vergessen?
Und wenn das geht, senden Sie uns – auch über Mail abc@... – das vollständige Manuskript?
Herzliche Grüße
YZ"

2 Kommentare:

  1. Wäre dies eine fiktionale Geschichte fände ich sie unglaublich cool. So eine Figur erfinden zu können wäre bewundernswert. Danke, dass Du sie für uns "ausgepackt" hast.

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  2. Boah. Wieso schreibt der nicht selber Bücher stattdessen?
    Krimis scheinen doch ein stabiler Markt zu sein.

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