Donnerstag, 24. April 2014

Sex mit Jesus

und noch ein Text aus der Textmappe. I <3 Free Writing, wenn dabei so was Seltsames rauskommt.

Better than sex with Jesus, schreibt ein Kommentator zu dem Song, den ich gerade auf Youtube höre. Sex mit Jesus, und das soll was Gutes sein? Kann ich mir kaum vorstellen, wobei, ich hab noch nie drüber nachgedacht. Ich stelle mir Jesus nicht als besonders leidenschaftlichen Liebhaber vor, aber wer weiß, vieles wird kolportiert, vieles verfälscht über die Jahrhunderte.

Vielleicht wäre es ein unglaublich orgasmisches Erlebnis, Sex mit Jesus.
Vielleicht könnte ich dann an ihn glauben, an Jesus.
Und an seine Botschaft, wobei, die wäre dann wahrscheinlich eine andere. Und Jesus sprach nicht: Seid fruchtbar und mehret euch, oder hat das sein Vater gesagt? Jesus jedenfalls sprach: Nutzt euren Körper und genießt ihn, teilt eure Körper und genießt sie.

Vielleicht würde Jesus mich fragen: Warum sitzt du dauernd am Computer, warum gehst du nicht raus an die Sonne? Weil die Sonne nicht scheint, würde ich sagen, was soll ich da draußen, es ist Februar und nasskalt, wobei, ich sage niemals „nasskalt“, das ist ein Wort für den Wetterbericht oder für schlechte Romane, in denen ältere Damen mit ihren Dackeln spazieren gehen. Ist das ein Zeichen für schlechte Literatur, dass ältere Damen und Dackel vorkommen? Mir fällt kein einziger ein – aber auch kein guter, das muss ich zugeben.

Von Jesus zum Dackel, das ist interessant. Sei gut zu deinem Dackel als elftes Gebot, sei gut zu allem, was da kreucht und fleucht, ich glaube, so ähnlich würde Jesus es mir erklären nach dem Sex und bevor er sich wieder auf den Weg machen würde, hinaus zu den Menschen, denen er predigt von der frohen Botschaft, und bei mir würde er schon mal üben.

Sexpartner_innen sind gute Übungsobjekte, sie hören dir zu, ob sie wollen oder nicht, weil sie da liegen, neben dir, und sich erst mal anziehen müssten, bevor sie weg könnten, und oft bleiben sie da, auch wenn sie eigentlich weg wollen, weil es kalt draußen ist und naja, eben nasskalt.

Vielleicht würde ich ihm auch was erzählen, dem Jesus, vielleicht hätten wir Streit, aber der würde keinen Spaß machen, weil er immer nur die rechte Wange hinhalten würde. Und ich wäre genervt. Mann Jesus, würde ich sagen, sei nicht so passiv, ich brauche ein Gegenüber, beim Streiten und auch beim Sex. Liebe deinen Nächsten wie die selbst, würde er sagen, und ich würde sagen, du bist nicht mein Nächster, du bist nur ein One Night Stand, und überhaupt, was hat denn Kommunikationsverweigerung mit mangelnder Liebe zu tun?

Und Jesus würde sanft meine Hand nehmen und sagen, mein Kind, geh in dich. Oder nein, Jesus war ja kein Zeuge Jehovas, die kommen erst später. Aber ich wäre längst genervt, ich würde mich anziehen, sehr schnell, und vielleicht meine Unterhose falschrum anziehen vor Eile, und auf der Straße würde ich mit einer alten Frau zusammenstoßen, die gerade ihren Dackel ausführte, und ich würde sagen: Oh verzeihen Sie und an Jesus denken und an seine Botschaft.

Verdammt, würde ich denken, immer diese One Night Stands. Irgendwas nervt immer. Die falschen Möbel, die falsche Musik, oder die falschen Diskussionen. Und wieder würde ich an Jesus denken, wie er mir sagt: es gibt keine falschen Diskussionen, mein Kind. Sei gut zu dir und zu deinem Gegenüber, dann ist alles gut.
Und spätestens da würde ich in die Kneipe gegenüber gehen, wenn Jesus Berliner wäre, gäbe es eine Kneipe gegenüber, und da würde ich ein Bier bestellen oder vielleicht einen Kurzen, auch wenn es erst früher Nachmittag wäre. Einen Kurzen bräuchte ich, dringend, nach Sex mit Jesus und einer Frau mit Dackel.

Und da würde ich ins Sinnieren kommen und mich fragen, gibt es sie überhaupt noch, die alten Damen mit Dackel? Rauhaardackel waren das, und sie waren überall zu treffen in der alten BRD. Eine unerforschte Folge des Mauerfalls? Es gibt keine Dackel mehr, und was würde Jesus dazu sagen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen