und noch ein Text aus der Textmappe. I <3 Free Writing, wenn dabei so was Seltsames rauskommt.
Better than sex
with Jesus, schreibt ein Kommentator zu dem Song, den ich gerade auf Youtube
höre. Sex mit Jesus, und das soll was Gutes sein? Kann ich mir kaum vorstellen,
wobei, ich hab noch nie drüber nachgedacht. Ich stelle mir Jesus nicht als
besonders leidenschaftlichen Liebhaber vor, aber wer weiß, vieles wird
kolportiert, vieles verfälscht über die Jahrhunderte.
Vielleicht wäre es
ein unglaublich orgasmisches Erlebnis, Sex mit Jesus.
Vielleicht könnte
ich dann an ihn glauben, an Jesus.
Und an seine
Botschaft, wobei, die wäre dann wahrscheinlich eine andere. Und Jesus sprach
nicht: Seid fruchtbar und mehret euch, oder hat das sein Vater gesagt? Jesus
jedenfalls sprach: Nutzt euren Körper und genießt ihn, teilt eure Körper und
genießt sie.
Vielleicht würde
Jesus mich fragen: Warum sitzt du dauernd am Computer, warum gehst du nicht
raus an die Sonne? Weil die Sonne nicht scheint, würde ich sagen, was soll ich
da draußen, es ist Februar und nasskalt, wobei, ich sage niemals „nasskalt“,
das ist ein Wort für den Wetterbericht oder für schlechte Romane, in denen
ältere Damen mit ihren Dackeln spazieren gehen. Ist das ein Zeichen für
schlechte Literatur, dass ältere Damen und Dackel vorkommen? Mir fällt kein
einziger ein – aber auch kein guter, das muss ich zugeben.
Von Jesus zum
Dackel, das ist interessant. Sei gut zu deinem Dackel als elftes Gebot, sei gut
zu allem, was da kreucht und fleucht, ich glaube, so ähnlich würde Jesus es mir
erklären nach dem Sex und bevor er sich wieder auf den Weg machen würde, hinaus
zu den Menschen, denen er predigt von der frohen Botschaft, und bei mir würde
er schon mal üben.
Sexpartner_innen
sind gute Übungsobjekte, sie hören dir zu, ob sie wollen oder nicht, weil sie
da liegen, neben dir, und sich erst mal anziehen müssten, bevor sie weg
könnten, und oft bleiben sie da, auch wenn sie eigentlich weg wollen, weil es
kalt draußen ist und naja, eben nasskalt.
Vielleicht würde
ich ihm auch was erzählen, dem Jesus, vielleicht hätten wir Streit, aber der
würde keinen Spaß machen, weil er immer nur die rechte Wange hinhalten würde.
Und ich wäre genervt. Mann Jesus, würde ich sagen, sei nicht so passiv, ich
brauche ein Gegenüber, beim Streiten und auch beim Sex. Liebe deinen Nächsten
wie die selbst, würde er sagen, und ich würde sagen, du bist nicht mein
Nächster, du bist nur ein One Night Stand, und überhaupt, was hat denn
Kommunikationsverweigerung mit mangelnder Liebe zu tun?
Und Jesus würde
sanft meine Hand nehmen und sagen, mein Kind, geh in dich. Oder nein, Jesus war
ja kein Zeuge Jehovas, die kommen erst später. Aber ich wäre längst genervt,
ich würde mich anziehen, sehr schnell, und vielleicht meine Unterhose falschrum
anziehen vor Eile, und auf der Straße würde ich mit einer alten Frau
zusammenstoßen, die gerade ihren Dackel ausführte, und ich würde sagen: Oh
verzeihen Sie und an Jesus denken und an seine Botschaft.
Verdammt, würde ich
denken, immer diese One Night Stands. Irgendwas nervt immer. Die falschen
Möbel, die falsche Musik, oder die falschen Diskussionen. Und wieder würde ich
an Jesus denken, wie er mir sagt: es gibt keine falschen Diskussionen, mein Kind.
Sei gut zu dir und zu deinem Gegenüber, dann ist alles gut.
Und spätestens da
würde ich in die Kneipe gegenüber gehen, wenn Jesus Berliner wäre, gäbe es eine
Kneipe gegenüber, und da würde ich ein Bier bestellen oder vielleicht einen
Kurzen, auch wenn es erst früher Nachmittag wäre. Einen Kurzen bräuchte ich,
dringend, nach Sex mit Jesus und einer Frau mit Dackel.
Und da würde ich
ins Sinnieren kommen und mich fragen, gibt es sie überhaupt noch, die alten
Damen mit Dackel? Rauhaardackel waren das, und sie waren überall zu treffen in
der alten BRD. Eine unerforschte Folge des Mauerfalls? Es gibt keine Dackel
mehr, und was würde Jesus dazu sagen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen